Willy Birgel

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Willy Birgel (1955)
Titelblatt von Birgels Rollentagebuch mit Eintragungen aus seiner Aachener und Mannheimer Zeit (1919–1929)
Willy Birgel (1938)

Wilhelm Maria Birgel (* 19. September 1891 in Köln; † 29. Dezember 1973 in Dübendorf, Schweiz) war ein deutscher Schauspieler.

Willy Birgel war der Sohn von Johann Heinrich Birgel, eines für den Kölner Dom tätigen Goldschmieds und seiner Ehefrau Henriette Dreyers. Als ältestes von sechs Kindern sollte er die väterliche Firma übernehmen. Bis 1907 besuchte er die Oberrealschule in Köln. Nach eigener Aussage beeindruckte Birgel die Mystik des Katholizismus sehr, und unter dem Eindruck von Maurice Maeterlincks Renaissancedrama Monna Vanna beschloss er, die Schauspielerlaufbahn einzuschlagen. Wegen der Widerstände des Vaters kam es nicht sofort dazu, und Birgel besuchte zunächst die Kunstgewerbeschulen in Köln und Düsseldorf.

1912 wurde Birgel Schauspielschüler an einem Theater seiner Heimatstadt Köln, 1913 nahm er ein Schauspielvolontariat am Stadttheater Bonn wahr. Seine weiteren Stationen waren der Kristallpalast Dessau (1914), erneut das Stadttheater Bonn (1914–1915), Köln (1915) und Koblenz (1916). Im Ersten Weltkrieg diente er von 1915 bis 1918 auf dem Balkan und an der Westfront und wurde Reserveoffizier.

Birgel setzte anschließend seine Karriere am Theater Aachen (1919–1924) fort, zuletzt unter Francesco Sioli. Zusammen mit Sioli wechselte Birgel 1924 an das Nationaltheater Mannheim, wo er bis 1934 große Erfolge feierte in Rollen wie Faust und Mephistopheles in Goethes Faust I, Franz Moor in Schillers Die Räuber und den Titelfiguren in Shakespeares Hamlet und Richard III.

Als Birgel 1934 im Alter von 43 Jahren eine Nebenrolle in dem Film Ein Mann will nach Deutschland bekam, war nicht abzusehen, dass er sich in der Folge zu einem Frauenschwarm und Publikumsliebling entwickeln würde. Nachdem er in Filmen eher zwielichtige Figuren darstellte, wurde 1937 sein Potenzial als charmanter Grandseigneur entdeckt. Vor dem Hintergrund der Filmengagements zog Birgel nach Berlin-Schmargendorf in die Marienbader Straße 1.

Seine erste Hauptrolle hatte er im Film Fürst Woronzeff. Er spielte in Unterhaltungsfilmen zusammen mit Zarah Leander, Gustaf Gründgens und Heinrich George, aber auch in Propagandafilmen des NS-Regimes wie Unternehmen Michael (1937), Feinde (1940) und Kameraden (1941). Nicht zuletzt deshalb wurde er 1937 von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels zum Staatsschauspieler ernannt und später in die „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen.[1]

1941 spielte Birgel in dem Film … reitet für Deutschland unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt einen Rittmeister, der durch die Teilnahme am Großen Preis von Europa in der Stimmung der deutschen Niederlage nach dem Ersten Weltkrieg die „deutsche Ehre“ wiederherstellt. Der Film erhielt von der damaligen Filmprüfstelle das Prädikat „staatspolitisch besonders wertvoll“. Wegen der Rolle in diesem Film und anderer Auftritte in nationalsozialistischen Propagandafilmen verhängten die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg ein zeitweiliges Auftrittsverbot über Birgel.

Grabstein von Willy Birgel

1947 spielte Birgel in dem Film Zwischen gestern und morgen. In den 1950er Jahren war er einer der bekanntesten Filmschauspieler. Birgels Rollentypus änderte sich in den gereiften Herrn, den Charmeur alter Schule oder auch den der Vaterfigur. Nach dem misslungenen Versuch als Filmregisseur 1955 fokussierte sich Birgel erneut auf Schauspielrollen am Theater. Er gehörte 1961 in der Rolle des Doktors zu dem Ensemble der Uraufführung des Dramas Andorra von Max Frisch am Schauspielhaus Zürich.

In den frühen 1960er Jahren arbeitete Birgel für das Fernsehen. Einen seiner letzten Kinofilme drehte er 1965: Als alternder Jagdschriftsteller in Peter Schamonis Schonzeit für Füchse bewies Birgel, dass er selbstironisch mit seinem Image umgehen konnte.

Birgel war zweimal verheiratet. Er starb 1973 an Herzversagen und wurde in seiner Geburtsstadt Köln auf dem Melaten-Friedhof beigesetzt.[2][3]

Preise und Auszeichnungen

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  • Thomas Blubacher: Willy Birgel. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 209.
  • Frank Blum: Ein Offizier und Gentleman. Willy Birgel revisited. In: Film Mäg, 3 Teile; Nr. 4–5 (Doppelnr., April 2009), S. 20–25; Nr. 6 (Sept. 2009), S. 115–125; Nr. 7 (April 2010), S. 47–52. ISSN 2191-4400
  • Gerke Dunkhase: Willy Birgel – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 1, 1984.
  • Wilhelm Hermann: Willy Birgel. Leben und Dokumente. Reiss-Museum, Mannheim 1987 (Bildhefte des Städtischen Reiss-Museums Mannheim Nr. 7).
  • Eberhard Mertens (Hrsg.): Reitet für Deutschland. Ein Querschnitt durch einen Erfolgsfilm in Text und Bild. Das Willy Birgel Erinnerungsbuch. Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-08157-1.
  • H. E. Weinschenk: Schauspieler erzählen. Wilhelm Limpert-Verlag, Berlin 1938, S. 41 ff.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 396 f.

Einzelnachweise

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  1. Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. 1. Auflage. S Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17153-8, S. 49.
  2. Das Grab von Willy Birgel. knerger.de
  3. Josef Abt, Johann Ralf Beines, Celia Körber-Leupold: Melaten – Kölner Gräber und Geschichte. Greven, Köln 1997, ISBN 3-7743-0305-3, S. 163.